Lernen mit mobiler Augmented Reality in der Medizin
Hannover, Oktober 2016 - Die mobile Anwendung mARble ist eine der ersten - mehrfach preisgekrönte - Anwendungen von Augmented Reality in der Mediziner-Ausbildung und ermöglicht Studierenden der Medizin das Erkennen seltener Verletzungsmuster. Durch die Umwandlung abstrakter Symbole mittels Smartphone in reale Abbildungen von Verletzungen entstehen nachhaltige Lerneffekte, auch wenn gerade kein Patient verfügbar ist.
Studierende der Medizin sehen mit der Applikation Abbilder von Verletzungen und müssen diese richtig einordnen. Sie bekommen Einblick in Grenzbereiche der Medizin, in denen das korrekte Einschätzen von Fakten große Bedeutung hat. "Das geschieht unabhängig davon, ob die Fälle gerade
in der Realität vorliegen", sagt Dr. Urs-Vito Albrecht, Leiter des MedAppLab am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Erkennen und die richtige Einschätzung derartiger Verletzungen stellen für Studierende der Medizin große Herausforderungen in ihrer späteren Berufspraxis dar.
"Durch Unfälle verursachte Bagatellverletzungen müssen klar von durch Gewalt bedingten Ursachen unterschieden werden", betont Dr. Albrecht. Die App
mARble erlaubt es Studierenden, auch seltene rechtsmedizinische Verletzungsmuster interaktiv kennen zu lernen. In die Software integrierte Fragen und Aufgaben vertiefen den Lernerfolg und können in Lerngruppen durch Rollenspiele ergänzt werden. Erklärungen erfolgen in gesprochener Sprache.
Ein Symbol verschlüsselt die Verletzung
Die App mARble ist ein Anwendungsprogramm für mobile Endgeräte und bedient sich einer Technologie, die die reale Umgebung mit zusätzlicher virtueller Information anreichert (Augmented Reality). Sie funktioniert durch die elektronische Umwandlung eines abstrakten Musters, beispielsweise eines schwarzen Dreiecks, in ein virtuelles Objekt. Der Schlüssel dazu ist ein kleiner Papierschnipsel mit einem aufgedruckten Schwarz-
Weiß-Muster. Dieser wird beispielsweise auf den Arm eines Mitstudierenden gelegt. Der Marker ist in der Anwendung gespeichert und steht für
eine bestimmte rechtmedizinische Verletzung. Die Software erkennt das Muster und bildet das entsprechende Objekt auf dem Display ab.
Studierende müssen die Art der Verletzung erkennen und können reale Fälle aus der Rechtsmedizin erlernen. "Prinzipiell entstehen ethische Probleme,
wenn Studierende in für den Patienten belastende und intime Situationen involviert werden", erklärt Dr. Albrecht den Hintergrund der Entwicklung.
Traumatisierte Patienten werden nicht zusätzlich durch Studierende belastet.
mARble bereits mehrfach international ausgezeichnet
Das Projekt mARble unter Leitung von Dr. Urs-Vito Albrecht gewann bereits im Jahr 2011 mehrere internationale Auszeichnungen für mobiles Lernen. Die
Anwendung wurde am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt. Außer in der Rechtsmedizin ist der Einsatz auch in anderen medizinischen Fachgebieten, zum Beispiel der Dermatologie, denkbar. Sie kann sowohl im
Selbststudium als auch im Gruppenunterricht eingesetzt werden.