Was ist das Innovationspotenzial der Blockchain
Potsdam, Juni 2018 - Worin liegt das wirkliche Innovationspotenzial der viel diskutierten Blockchain-Technologie und was ist bloß Hype? Antwort auf diese Frage gibt ein zweiwöchiger kostenloser Onlinekurs auf der Bildungsplattform openHPI des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Er startet am 2. Juli und wird von HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel geleitet.
"Die einen sehen in der komplexen Blockchain-Technologie vor allem eine Art Allzweckwaffe in den Händen weniger, die anderen betrachten sie bloß als eine Hacker-Technologie für geheime Geschäfte im Darknet", skizziert Meinel die polarisierte Diskussion der Vergangenheit. Die Blockchain-Technologie ist Grundlage für das System der hoch spekulativen Kryptowährung Bitcoin. Diese zog zuletzt viel Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Zusammen mit HPI-Wissenschaftlerin Tatiana Gayvoronskaya will Meinel den Kursteilnehmern helfen, einen differenzierten eigenen Standpunkt zu den echten Vorteilen der Blockchain-Technologie zu entwickeln.
"Nüchtern betrachtet, besteht die Innovation der Blockchain-Technologie in der erfolgreichen Kombination vorhandener Ansätze wie dezentrale Netzwerke, Verschlüsselung und Konsensfindungs-Algorithmen", sagt Gayvoronskaya. Gemeinsam mit dem HPI-Direktor hat sie kürzlich die Studie "Blockchain - Hype oder Innovation?" (ISBN 978-3-86956-394-7) veröffentlicht. Darin stellen die Autoren fest, dass sich auf die Blockchain-Technologie derzeit viele überzogenen Erwartungen richten.
In der ersten Woche ihres kompakten Sommerkurses machen Meinel und Gayvoronskaya mit der Architektur und Funktionsweise der Blockchain-Technologie vertraut. Anschließend analysieren sie die Stärken und Herausforderungen. In der zweiten Woche führen die HPI-Wissenschaftler in die Einsatzmöglichkeiten und Einsatzbereiche sowie einzelne bekannte Projekte der Blockchain-Technologie ein. "Dabei wird es unter anderem auch um noch unzureichende Standardisierung und mangelnde Fähigkeit zur Zusammenarbeit zwischen den Blockchain-Anwendungen gehen", kündigt Meinel an. Er sieht in der Technologie jedoch durchaus das Potenzial, viele Prozesse in Wirtschaft und Gesellschaft revolutionieren zu können.
"Letztlich steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Erst wenn sie ausreift und für zusätzliche Anwendungen weiterentwickelt wird, ist sie für bestimmte Zwecke gut einzusetzen", fasst Meinel zusammen. Mit ihrer programmierbaren dezentralen Vertrauens-Infrastruktur könne die Blockchain-Technologie neben dem Transfer von Währungen und Werten zum Beispiel auch komplexe Verträge zwischen mehreren Vertragspartnern ermöglichen. "Es wird immer mehr 'intelligente Verträge' geben, so genannte smart contracts, mit denen auf der Basis von Wenn-Dann-Anweisungen bestimmte Vorgänge automatisch abgewickelt werden", sagt der HPI-Direktor.
Beispiel: Wenn ein Interessent für ein anzumietendes Apartment seine Kaution überwiesen hat und wenn der Tag des Mietbeginns gekommen ist, dann wird an ihn ein digitaler Schlüssel zum Entsperren des elektronischen Schlosses der Wohnungstür gesandt, ohne dass es eines Intermediärs bedarf.
Als erfolgversprechende Einsatzfelder sieht das HPI neben der Vermietung von Wohnungen, Autos und Zweirädern auch den Handel mit Kunstwerken, Abstimmungs-Systeme oder die Verwaltung von Gesundheitsdaten an. Vorteile hat die Blockchain-Technologie nach Ansicht der Potsdamer Wissenschaftler zudem für das Management digitaler Identitäten, den sicheren Datenaustausch zwischen Geräten im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), den Handel mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie und bei der Effizienzsteigerung von Lieferketten.