Homeschooling – Eltern im Ausnahmezustand
Berlin, April 2020 - Eltern befinden sich zurzeit im Ausnahmezustand. Neben dem Homeoffice ist auch das Homeschooling gefragt, und viele geraten schon nach wenigen Tagen als pädagogische Quereinsteiger an ihre Grenzen (ZEIT-online). Geradezu explosionsartig werden jetzt Online-Lernangebote getwittert und gemailt, Zeitungsverlage und Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen bieten Lernspiele und Anleitungen für den heimischen Online-Unterricht an. Selbst die kuriosesten Gedankenspiele sind zu lesen: Homeschooling als Zukunftsmodell, Schulzwang aufheben, Hauslehrer einstellen (FAZ.net).
Bund und Länder versuchen zurzeit, Versäumtes nachzuholen. Dass Eltern hier wichtige Hinweise geben können, zeigt das Beispiel Berlin. Dort hat der Landeselternausschuss in einem Brief an den Senat seine Haltung klar geäußert. Die landesweite Plattform Lernraum-Berlin sei mangels konsequenter Unterstützung "in personeller wie technischer Hinsicht seit 2013 nie über einen unverbindlichen Status hinausgekommen".
eshalb gebe es in der aktuellen Krise keine einheitlichen konsistenten Nutzungs- und Arbeitskonzepte. Es dürfe aber nicht dem Zufall überlassen sein, welche Rahmenbedingungen SchülerInnen an ihren Schulen und in der derzeitigen Krise auch zuhause vorfinden. Die Berliner Eltern üben aber nicht nur Kritik, sondern sie machen auch konstruktive Vorschläge. Sie bräuchten nun umgehend konkrete Pläne zur virtuellen Beschulung und nennen konkret zehn Punkte – von der Einrichtung einer Beratungs-Hotline über die kurzfristige Ertüchtigung des Lehrpersonals, digitale Lehrangebote zu unterbreiten bis hin zur technischen Ausstattung ausnahmslos aller SchülerInnen für die Teilnahme an der virtuellen Beschulung.
Ganz anders die Stimmung an Schulen, die sich auf einen alternativen Weg zu den Landesclouds begeben haben.
Beispiel 1: Christliche Schule im Hegau…
…die vom Kindergarten bis zur gymnasialen Stufe alle Schulformen anbietet. Vor drei Jahren schaffte sich die Schule itslearning an. "Motor war ursprünglich, dass die Plattform uns wesentlich erleichtert hat, die aufwändigen Lernentwicklungspläne aufzustellen", sagt die stellvertretende Leiterin der Schule, Johanna Schorre. Nachdem die Kommunikation im Kollegium gut klappte, wurde die Anwendung der Plattform nach und nach auf die ganze Schule ausgeweitet.
Die aktuelle Situation sei herausfordernd, aber nicht unüberwindbar, denn "Die Schüler sind gewohnt damit zu arbeiten, die Lehrkräfte bieten Präsenzzeiten am Laptop an und die Eltern nehmen direkt Kontakt mit uns auf", beschreibt Schorre den Alltag.
Gut in der Krisensituation: Die SchülerInnen sind bereits gut ausgestattet, viele haben das Angebot genutzt, an der Schule Geräte zu kaufen, zu leihen oder zu leasen. Dabei profitieren sie finanziell von der Schullizenz für das integrierte MS-Officepaket, und neue Apps können unkompliziert seitens der Schule aufgespielt werden.
"Die Eltern spielen gut mit", berichtet Schorre begeistert. Sie schätzen, dass sie alles an einem virtuellen Ort finden und ohne Umwege Kontakt zu den Lehrkräften aufnehmen können. Gerade in der Kita konnten Tür-und-Angel-Gespräche so minimiert und viel Zeit und Missverständnisse gespart werden, berichtet Schorre.
In Kita und Grundschule stammen die Eltern aus einer Generation, die ohnehin geübt ist im Umgang mit digitalen Medien. Die älteren Eltern hätten mehr Unterstützung gebraucht, sind aber jetzt auch alle gut dabei. "Wir fühlen uns privilegiert gegenüber anderen Schulen, die jetzt beispielsweise eMail-Verteiler aufbauen müssen. Mit unserem LMS gibt es kein datenschutzrechtliches Problem, alles liegt an einem Ort, die Technik erschließt sich einem leicht", sagt Schorre erleichtert.
Beispiel 2: ecolea | Internationale Schule in Schwerin
Auch hier ist itslearning ein eingespieltes Instrument für das digitale Lernen. Davon profitiert die Schule in der aktuellen Krise. Für Schulleiterin Annegret Ochsenreither war von Anfang an wichtig, eine konstruktive Kommunikationskultur zu pflegen – loben, anerkennen, wertschätzen. Aber sie sagt auch: "Das muss man aktiv gestalten, das kommt nicht von allein".
Viele Eltern denken, sie müssten in der aktuellen Krise das, was vorher in der Schule stattfand nun zuhause kompensieren. Unsere Botschaft an die Eltern war und ist: Das braucht ihr nicht. Dafür sind nach wie vor wir verantwortlich. Fragt die jeweilige Lehrkraft, wenn ihr Aufgaben und Erklärungen nicht versteht. Und ermutigt auch Eure Kinder, mit den Lehrkräften Kontakt aufzunehmen.
Ochsenreither hat die Erfahrung gemacht: "Die funktionierende Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften entlastet nicht nur die Eltern, sondern gibt auch den Kindern die notwendige Sicherheit".
Die Schulleiterin sieht über die aktuelle Krise hinaus eine nachhaltige Wirkung. "Es klingt aktuelle seltsam, aber man hätte sich kein besseres Szenario ausdenken können, um die Digitalisierung an deutschen Schulen zu entwickeln", sagt sie. Lehrkräfte, die nie etwas mit digitalen Medien zu tun haben wollten, sind jetzt dankbar für die Instrumente und eignen sie sich mit Nachdruck an. Die SchülerInnen arbeiten häufig viel intensiver, weil zuhause ungestörter.
Die Eltern geben Lehrkräften viel häufiger positives Feedback, was diese wiederum freut und motiviert. Nachhaltigkeit erwartet Ochsenreither aber auch bei der Individualisierung des Unterrichts: "Hier gibt es ein Umdenken in der Unterrichtsplanung". Immer mehr Lehrkräfte an ihrer Schule würden das Instrument der unterschiedlichen Lernpfade für sich entdecken, "eine wunderschöne Möglichkeit in itslearning".
Die SchülerInnen würden nämlich zurzeit auch deswegen erfolgreicher zuhause arbeiten, weil jede/r einzelne von der Lehrkraft Feedback erhält und nicht nur der- oder diejenige, die (im analogen Unterricht) gerade dran sind. Und die Lehrkräfte melden Ochsenreither begeistert zurück: "Die Schüler und Schülerinnen begreifen uns jetzt mehr als Helfer im Lernprozess".
Erfreuliche Botschaft Ende vergangener Woche: der Bund hat die Fördermittel des Digitalpaktes auch für die Anschaffung von Lernplattformen und Lerninhalten (BMBF). Schulen kann man jetzt nur raten, sich ein System anzuschaffen, das sich nachweislich in der Praxis bewährt hat und nicht nur im Probemodus läuft (Wiarda-Blog).
Dazu gehört nachweislich die in ganz Europa am häufigsten genutzte, professionelle Lernplattform itslearning, die in der aktuellen Krise rasch und konkret Unterstützung anbietet. Davon profitieren dann auch die pädagogischen Hilfslehrkräfte zuhause – die Eltern. Sie haben nach zehn Tagen Homeschooling auf jeden Fall diese Lektionen gelernt: Erzieherinnen und Lehrkräfte leisten Großartiges und verdienen alle Anerkennung und digitale Medien sind sehr hilfreiche Werkzeuge für zukunftsorientierten Unterricht.