schultransform

Einblick in die digitale Transformation an deutschen Schulen

Berlin, Juli 2022 - Geräte und technische Infrastruktur sind in der Schule angekommen, der Support ist jedoch ein großes ungelöstes Problem. Unklarheit herrscht beim Datenschutz. Die Verantwortlichkeiten zwischen Schule und Schulträger sind bei diesen und anderen Themen nicht geregelt. Die Schulen beschäftigen sich bislang kaum mit Zukunftskompetenzen und Zukunftstechnologien, drei Viertel des Kollegiums benötigt Fortbildung für die Nutzung digitaler Anwendungen. Das zeigen erste Auswertungen des Projekts schultransform.

schultransform ist eine Plattform, die Schulen bundesweit bei der ganzheitlichen Schulentwicklung unterstützt. Mit Hilfe von Selbstchecks und weiterführenden Informationen erhalten Schulen "Hilfe zur Selbsthilfe" bei ihrem Weg in die digitale Welt. Nutzer:innen geben eine Selbsteinschätzung zum Stand der digitalen Transformation an ihren Bildungseinrichtungen auf einer Skala von 0 bis 7.

Kaum professionelle IT-Support-Strukturen

Tendenziell sind die teilnehmenden Schulen und Lehrkräfte zufrieden mit der Geräteausstattung und dem Stand der technischen Infrastruktur und geben bei der Selbsteinschätzung auf www.schultransform.org 4,6 bzw. 4,7 von 7 Punkten. Ganz anders sieht es bei Datenschutz und Support aus. Unklare Verantwortlichkeiten, keine Strukturen zur Sicherstellung des Datenschutzes – die Antworten streuen breit und zeigen die starke Verunsicherung der Schulen (3,35 von 7 Punkten).
Ein noch schlechteres Zeugnis erhält mit 2,99 von 7 Punkten nur der Support. Es gibt kaum formalisierte IT-Support-Strukturen. In knapp 50 % der Schulen wird der Support weiterhin von einem Kollegen oder einer Kollegin übernommen – trotz der erhöhten Anzahl an Geräten, den komplexer werdenden Netzwerken und der Vielzahl an Lernplattformen und digitalen Anwendungen. Nur in 25 % der Schulen gibt es einen IT-Administrator. In den offenen Antworten wird ein klarer Hilferuf an Politik und Verwaltung gerichtet, hier für (externe) Unterstützung zu sorgen. Gefragt nach ihrer Zusammenarbeit mit dem Schulträger antworten nur 27 % der Schulen, dass es bei der Ausstattungsplanung einen regelmäßigen Austausch mit dem Schulträger gegeben hat.

 

Großer Wunsch nach 1:1-Ausstattung

75 % der Lehrer:innen, so zeigen die ersten Auswertungen der Fragebögen auf schultransform, verfügen inzwischen über ein Dienstgerät. Die Schüler:innen arbeiten in der Regel mit Ausleihgeräten, die sie sich teilen; nur 20 % der Schüler:innen an den teilnehmenden Schulen hat ein eigenes Endgerät zur Verfügung. Eine 1:1-Ausstattung ist der große Wunsch der Lehrkräfte, ebenso wie ein WLAN für alle an der Schule. Denn während in 92 % der teilnehmenden Schulen alle Lehrer:innen einen WLAN-Zugang haben, reicht nur in 66 % der Schulen das drahtlose Netzwerk auch für die Schüler:innen. In 40 % der Schulen werden digitale Anwendungen und Daten über einen eigenen Server in der Schule bereitgestellt. Nur 10 % nutzen eine Landes-Cloud.

 

Pädagogische Konzepte halten mit technischer Entwicklung noch nicht Schritt

Technik soll nach dem Grundsatz des DigitalPakts Schule der Pädagogik folgen, aber aktuell dominiert das Thema Technik an den Schulen. Die Auseinandersetzung mit einem modernen pädagogischen Konzept hält mit der technischen Entwicklung nicht Schritt (3,1 von 7 Punkten). 40 % der Schulen haben sich bislang noch gar nicht oder nur zu einem geringen Teil mit den Kompetenzen beschäftigt, die Schüler:innen für eine digitale Lebens- und Arbeitswelt benötigen.
Die wenigsten Schulen haben sich mit Zukunftstechnologien (wie z.B. KI, eMobilität) auseinandergesetzt und ihre Unterrichtsthemen bzw. Lernfelder entsprechend angepasst. Bedienen und Anwenden von digitalen Medien führt die Liste der vermittelten Medienkompetenzen an. Ganz am Ende steht das Problemlösen mit Hilfe neuer Technologien.

Nur wenig besser als das pädagogische Konzept wird von den teilnehmenden Schulen die Kompetenz der Lehrer:innen beurteilt (3,7 von 7 Punkten). Auch hier zeigt sich deutlicher Handlungsbedarf. 60 % der Schulen sieht ihr Kollegium als "Umsetzende, die Technologien und neue pädagogische Konzepte nutzen, wenn andere ihnen diese einrichten und erklären"; knapp 19% beschreiben ihre Kolleginnen und Kollegen als "Skeptiker:innen, die Veränderungen der Lehr- und Lernkultur gegenüber nicht aufgeschlossen sind". Bei 75 % der Lehrer:innen besteht laut eigener Aussage Fortbildungsbedarf in der Nutzung digitaler Medien.

 

Digitale Transformation: Schulen arbeiten konkret an der Umsetzung

Das positive Signal der ersten schultransform-Auswertung: Die teilnehmenden Schulen haben einen klaren Blick auf die Zukunft. Sie wissen wohin die Reise gehen soll und welche Schritte dafür zu unternehmen sind. Die Auswertung der Fragebögen zeigt: Schulleitungen und Lehrkräfte haben nicht nur eine Vision von der Schule in der digitalen Welt erarbeitet, sie haben in diesen Prozess auch die Positionen und Ideen der gesamten Schulgemeinschaft einfließen lassen und dabei die angestrebte technologische Ausstattung genauso wie das Erfahrungswissen und die angestrebten Kompetenzen der Lehrkräfte miteinbezogen (4,8 von 7 Punkten). Auf Basis der Vision werden an 86 % der Schulen aktuell Umsetzungspläne erarbeitet.
Motivation und Einsatz für die digitale Transformation ist vor Ort an den Schulen definitiv vorhanden. Jetzt gilt es, dieses Engagement weiter zu unterstützen – sowohl finanziell mit Mitteln aus dem DigitalPakt Schule als auch mit einem breiten Rückhalt aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, um gemeinsam Schulen für die digitale Welt nachhaltig auszustatten und aufzustellen.