Anspruchsvolle Klientel

ELearning für Manager: Einfache Menüs, kleine Häppchen

Köln, Mai 2007 - (von Prem Lata Gupta) ELearning für Manager ist nach wie vor noch nicht die Regel. Selbst in manch technikgetriebenem Unternehmen steckt die Weiterbildung mit
elektronischen Medien immernoch in den Kinderschuhen. Vielleicht liegt es daran, dass Entscheider das Thema eLearning bis heute mit Costcutting assoziieren. Und wer spart schon gerne an sich selbst? Doch es gibt auch Gegenbeispiele. Eines steht fest: Manager sind eine anspruchsvolle Klientel.




Wenn Regionalleiter Christian Rother sich einloggt, um sich qua Weiterbildung mit Geschäftsgrundsätzen der IBM auseinander zu setzen, ist das Tagesgeschäft längst erledigt. "Das geht nur in der Freizeit. Tagsüber eLearning zu betreiben, so als hätte man einen Geschäftstermin, das funktioniert nicht", erklärt er.


Dennoch ist er froh, einem Unternehmen anzugehören, das eine Vielzahl von virtuellen Maßnahmen anbietet, um sein Wissen zu erweitern. "Ich kann mein eigenes Tempo wählen, Ort und Zeitpunkt, wann ich lerne." Immer wieder wägt Rother ab, ob dies am Rechner geschehen soll oder auf einer Präsenzveranstaltung. "Beim Thema Diversity habe ich mich für ein Classroom Training entschieden. Es war mir wichtig, mich direkt mit anderen Führungskräften auszutauschen."


Die IBM ist ein Konzern, der seine Manager seit Jahren erfolgreich elektronisch schult. Vorzeige-Programm ist ein Coaching-Simulator, mit dem der Nutzer in einem sehr realistischen Szenario agieren kann. Theoretisch ist es gar möglich, seinen Mitarbeiter anzuschreien. Hinterher erfolgt eine Auswertung des Führungsstil mit konkreten
Verbesserungsratschlägen.


Ebenfalls bewährt hat sich Programm Leading@IBM für High Potentials. Hier sind Mentoren eingebunden, die als Feedbackgeber fungieren, nachdem per eLearning eine ganz
bestimmte Problemstellung bearbeitet wurde. Präsenz-Rollenspiele in der Gruppe mit Diskussionen runden die Maßnahme ab.


"Wir wissen aus Untersuchungen, dass Teilnehmer anschließend erfolgreicher sind als Kollegen, die dieses Training nicht durchlaufen haben. Das bedeutet echten Business Value", erläutert Birgit Fauser, Manager Internal Education. Das Angebot kommt an: Vom gesamten Weiterbildungsangebot
der IBM entfallen 40 Prozent der Teilnehmertage auf eLearning.


Eine Studie der IMC AG in Zusammenarbeit mit der E.ON Academy aus dem Jahr 2005 hat ergeben, dass Entscheider am häufigsten zuhause oder am Arbeitsplatz lernen, nur ein Viertel tut dies bevorzugt auf Reisen. Anlass für intensives Selbststudium ist in 73 Prozent der Fälle ein neues Projekt, aber schon an zweiter Stelle rangiert persönliches Interesse. CBTs und WBTs stehen Manager oft skeptisch gegenüber. Sie fürchten Bevormundung. Und - ganz wichtig - sie wollen nicht lange nach Informationen suchen.


Der Ungeduld und dem Anspruchsdenken von Führungskräften versucht man auch mit den eLearning-Angeboten der DB
Training Rechnung zu tragen. DB Training ist der Qualifizierungsdienstleister der Deutschen Bahn AG, der mehr und mehr auf Blended-learning-Lösungen setzt. Die Angebote der DB Training werden nicht nur von Bahn-Managern, sondern auch Führungskräften anderer Unternehmen in Anspruch genommen.


"Diese Zielgruppe möchte eine sehr aufwändige Aufbereitung mit Videos in hoher Qualität und anderen Extras, andererseits dürfen die einzelnen Module nicht länger als fünf bis zehn Minuten dauern", so Marion Hebding, Leiterin Trainingsentwicklung. Ebenfalls unabdingbar:
eine sehr einfache Menüführung und ein sofort spürbarer Nutzwert. Im Fokus stehen bisher fachliche und juristische Inhalte. Softskills werden bei der Deutschen Bahn ausschließlich in Präsenzveranstaltungen vermittelt.


Dabei ist beides machbar. Externe Anbieter wie Thomson Netg zählen zu den beliebtesten Kursen aktuell AGG für Führungskräfte, Interkulturelle Kommunikation und Change Management - standardisiert buchbar oder auch angepasst ans Kunden-Unternehmen.


"Leadership Development ist nach Jahren des Downsizings ein ganz heißer Bereich", so Norbert Büning, Geschäftsführer bei Accenture und zuständig für Human Performance. Die Unternehmensberatung erstellt eLearning-Konzepte für Manager verschiedener DAX-Unternehmen: Bei Accenture spürt man gerade in jüngster Zeit ein zunehmendes Interesse an Manager-Programmen.


Allerdings räumt auch Büning ein, dass es
Widerstände zu überwinden gelte. Dies habe mit dem Gefühl zu tun, eine Schulung am PC sei längst nicht so chic wie ein Präsenzseminar und mit der Befürchtung, Testergebnisse würden vielleicht dokumentiert. Ein echtes Hemmnis seien aber auch qualitativ schlechte oder nicht vorhandene Produkte.


Büning: "Es gibt zu wenig gute Beispiele. Ein funktionierendes eLearning-Programm für Manager muss viele Case Studies beinhalten, viel Realismus. Der Nutzer muss die Überzeugung
gewinnen, dass er das Gelernte schon in der nächsten Woche umsetzen kann."


Zum Beispiel biete ein virtuelles Rollenspiel in puncto
Führungsverhalten ganz neue Chancen: "Im Präsenzseminar will sich niemand blamieren. Aber beim eLearning ist echte Authentizität möglich - und darum auch wirkungsvolles Feedback."