Tatortarbeit

eLearning bei der Polizei Niedersachsen

Bremen/München, Juni 2007 - Für das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen entwickelte die Ray Sono AG ein Ausbildungssystem, das den Einsatz- und Streifendienst optimal auf die Spurensuche und -sicherung im Rahmen der kriminalistischen Tatortarbeit am Einsatzort vorbereit. Neben der Hard- und Softwareausstattung war auch die Entwicklung eines fünf Unterrichtseinheiten umfassenden WBTs Bestandteil des Projektes.

Bremen/München, Juni 2007 - Für das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen entwickelte die Ray Sono AG ein Ausbildungssystem, das den Einsatz- und Streifendienst optimal auf die Spurensuche und -sicherung im Rahmen der kriminalistischen Tatortarbeit am Einsatzort vorbereit. Neben der Hard- und Softwareausstattung war auch die Entwicklung eines fünf Unterrichtseinheiten umfassenden WBTs Bestandteil des Projektes.

Mit der Lieferung und Installation eines Lern-Management-Systems und einem zugehörigen Autorentool wurde das Projekt im letzten Jahr gestartet. Parallel dazu begann die Entwicklung des Ausbildungskonzepts, das einem gemäßigt konstruktivistischen Ansatz folgt.

Gemäßigt konstruktive Lernmethode


Bei traditionellen Ausbildungsformen werden die Lehrpläne und auch die Abläufe des Unterrichts von den Ausbildern vorgegeben. Konstruktivistisch orientierte Theorien besagen aber, dass der Mensch dann am besten lernt, wenn er selbstgesteuert lernt. Ausbildungen, die konstruktivistisch ausgerichtet sind, beginnen mit praxisnahen Problemstellungen, die die Lerner im Verlauf des Lernprozesses geeigneten Lösungen zuführen müssen. Dies sollte nicht allein durch die Lerner, sondern auch durch das Einbringen geeigneter Lernmaterialien sowie die Begleitung durch den Ausbilder geschehen. Die Ausbildung richtet sich jedoch vollkommen nach dem Lernbedarf der Lerner und nicht nach der Vorgabe des Ausbilders.


Struktur der Ausbildungsmaßnahme


Die gesamte Ausbildungsmaßnahme "Kriminalistische Tatortarbeit" wird in ein Blended Learning-Szenario eingebunden. Dabei folgt der Selbstlernphase ein Präsenzanteil (Seminar), zu dem nur die Lerner zugelassen werden, die einen Wissenstest erfolgreich bestehen.


Das für die Selbstlernphase eingesetzte WBT umfasst neben konkreten Fällen auch umfangreiche Informationen, mit denen die Lerner die Fälle lösen können. Verschiedene individuelle Lernwege sprechen dabei die unterschiedlichen Lerntypen an.


Die Lernmaterialien begleiten die Polizisten auch nach der Schulung bei ihrer realen Arbeit: Aus den tatsächlichen Fällen heraus ergeben sich immer wieder Fragestellungen, die mithilfe der Lern-materialien beantwortet werden können. Dazu können gezielt bestimmte Inhalte aufgerufen wer-den, die die Polizisten bei ihrer Arbeit unterstützen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Der Fall "Gartenlaube"


Bezogen auf kriminalistische Tatortarbeit lag es nahe, einen Tatort in Szene zu setzen, an dem eine Vielzahl von Spuren zu entdecken und zu sichern ist. Im Einsatzbereich der Polizei kam dafür der Einbruch in eine Gartenlaube in Frage.

Die Lerner betreten die Szenerie über ein Intro, das sie in das Geschehen einweist (Video). Sie können im Anschluss daran das Gelände und die Gebäude in einer virtuellen Umgebung begehen. Um Spuren zu finden und zu sichern, stehen dem Lerner die Lernmaterialien des WBTs, entsprechende Kommunikationstools wie Telefon, Chat, eMail und auch der Ausbilder zur Verfügung. Nutzt sie diese Hilfen, ist es möglich, alle Spuren zu identifizieren und professionell zu sichern.


Am Ende der Begehung und Spurensicherung vergleichen die Lerner ihre Ergebnisse mit einer Musterlösung der fachgerechten Tatortarbeit. Die daraus auftretenden Defizite geben den Lernern Hilfestellungen, wo sie für sich selbst Probleme in der Spurensuche und -sicherung sehen und wo sie sich verbessern müssen.


Neben diesem Praxisfall enthält die Anwendung einen zweiten Fall: Aufbruch eines PKW. Diese häufig vorkommende Tat deckt einen weiteren wichtigen Teil der Lernmaterialien ab.

Einführung und erste Ergebnisse


Das gesamte Ausbildungssystem wurde durch gezielte Marketingmaßnahmen im eigenen Bereich angekündigt. Dazu Peter Franke, Projektleiter im Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen: "Die bisherige Organisation und Lernkultur der Fortbildung bei der Polizei in Niedersachsen war überwiegend auf Präsenzlehre ausgerichtet. Der Rollenwandel des Lerners von einem passiven Wissenskonsumenten zu einem initiativ Handelnden wird zunächst als ungewohnt empfunden.


Lernmotivation und Akzeptanz sind jedoch Grundvoraussetzung für den Lernerfolg der neuen Methode. Wir unterstützen den Projektverlauf deshalb durch eine strategische Positionierung des eLearning-Tools mit gezielten Marketingmaßnahmen nicht nur bei der potenziellen Zielgruppe, sondern auch bei Führungskräften bis hinauf zur Ministerialebene."


Die ersten Erfahrungen zeigen, dass das Blended-Learning-Szenario nicht nur in der Fortbildung, sondern auch in der polizeilichen Ausbildung mit sehr hoher Motivation und Akzeptanz angenommen wird. Nach Auswertung der ersten Ergebnisse ist festzustellen, dass sich der bei den Teilnehmern eingestellte Lernerfolg durch den Einsatz dieser Ausbildungskonzeption deutlich positiv entwickelt hat.

Die in das Projekt eingebundenen Mitarbeiter des Bildungsinstituts der Polizei Niedersachsen wurden durch die Ray Sono AG in den Bereichen Drehbucherstellung und Programmierung ge-schult und haben nun mit diesem Ausbildungssystem und der ausgelieferten Hard- und Software die Möglichkeit, zukünftige Ergänzungen und Erweiterungen selbstständig vorzunehmen.

Das Projekt ist Teil der Multimedia-Aktivitäten des Landes Niedersachsen und wurde aus Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport finanziert.