IT-Training heute

"Gefragt sind zielgruppenadäquate Kurse"

Stuttgart/München, August 2007 - IT-Trainings machen noch immer die größte Gruppe der am Markt befindlichen eLearning- und Blended Learning Kurse aus. Auch auf diesem Sektor haben sich die Anforderungen an Trainingsform und -material deutlich verändert. CHECK.point eLearning sprach mit Jörg Ploski, Prokurist der Know How! AG, über die aktuellen Trends.



Welche Attribute kennzeichnen heute ein zeitgemäßes IT-Training?


Jörg Ploski:
Allgemein ist heute die Effizienz der Qualifizierung ein wesentliches Merkmal im IT-Training. Die Anforderungen lauten daher: Das rollenspezifische Wissen soll in möglichst kurzer Zeit sehr nachhaltig vermittelt werden. Das bedeutet, dass die 3-tägigen Einsteiger-Seminare für Word, Excel und Co. für ganze Abteilungen der Vergangenheit angehören. Neben der Effizienz spielt zunehmend auch die Personalisierung von Lernangeboten eine wachsende Rolle.


Unternehmen differenzieren immer stärker nach den Rubriken "Firmenspezifische Anwendung", "rollenbezogener Anwendung", "Rollout-Qualifikation" und "Basiswissen in den Standard-Applikationen".
Für die firmenspezifischen Anwendungen wir z.B. Individualsoftware oder angepasste SAP-Module gilt es die Lerninhalte möglichst optimal auf die Zielgruppe und somit auf die Prozesserfüllung abzustimmen. Das spart Trainingszeit und reduziert die Ausfallzeiten. Die Nachhaltigkeit des Trainings wird durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden und Medien gewährleistet.

Hier zeichnen sich sehr eng verzahnte Blended-Learning-Maßnahmen durch optimal aufeinander abgestimmte Medien aus. Das Skript und die Selbstlernmodule in Form von WBT müssen optimal auf das Präsenztraining oder das Training on the job ausgerichtete sein. Zur Sicherstellung des Wissenstransfers werden hier immer häufiger Online-Tests zur Zertifizierung eingesetzt.


Aus dieser Zielsetzung ergeben sich folgende Anforderungen an die Medien:

  • Sehr modular / granular
  • Rollen- und firmenspezifisch
  • Schnell anpassbar

Damit wird ein effizienter Einsatz der knappen Budgets sicher gestellt ohne dass die Qualität - der Wissenstransfer - darunter leidet.

Rollenbezogene IT-Trainings holen die Teilnehmer bei ihrem Kenntnisstand ab und vermitteln prägnant die Inhalte, die in der täglichen Arbeit eine Rolle spielen. Während Mitarbeiter A vertieftes Wissen in Excel und Access täglich benötigt, braucht Mitarbeiter B eher ein gutes Grundwissen zu PowerPoint, Excel, Outlook und vertieftes Wissen zu Word. IT-Trainings sollten diesen Lernbedürfnissen und Rollen optimal gerecht werden.

Zum Beispiel über Thementage. Hier werden an einem Schulungstag in mehreren 2-stündigen Blöcken genau die Themen aus den unterschiedlichen Anwendungen geschult, die die Lernenden benötigen. Durch ein rollierendes System können mehrere Teilnehmergruppen die unterschiedlichen Anwendungsblöcke analog eines Marktplatzes besuchen. - Dieses Baukasten-Prinzip lässt sich natürlich eben so gut mit unseren Standard-WBTs zusammenstellen.

Bei den Rollout-Qualifikationen gilt es primär, in möglichst kurzer Zeit alle Mitarbeiter in den relevanten Neuerungen der neuen Software, wie z.B. Vista, Office 2007 oder ein neues Lotus Notes-Release zu schulen. Das Ziel lautet hier "Erhaltung der Arbeitsfähigkeit". Wenn am Tag X nach der Umstellung die Drähte der Hotline nicht glühen und sich kein Arbeitsstau in den Abteilungen ergibt ist dieses Ziel erfüllt.

Die Budgets für eine solche Rollout-Qualifikation sind deutlich geringer als für die erstgenannte Maßnahme, da sie als "notwendiges Übel" gesehen wird und aus dem Gesamtbudget der Umstellung zu finanzieren ist. Da sie das letzte Glied der Umstellung ist, ist die Gefahr gegeben, dass dieses Budget schon vorher aufgebraucht ist und die Qualifikation unter den Tisch fällt.


Wer sich allerdings die enormen Produktivitätsverluste in einer Organisation mit 5.000 PC-Arbeitsplätzen vergegenwärtigt, die zunächst eine Stunde ihr neues System bestaunen und dann beginnen nach und nach mit dem "Trial and Error"-Prinzip und Unterstützung von Kollegen und Support-Abteilung die neue Oberfläche von Office 2007 zu erkunden, wird dieses Thema mit der richtigen Priorität besetzen.


Für Rollout-Qualifkationen ist der Anteil an Selbstlernmedien wie Web Based Training und Unterlage deutlich höher als Präsenzveranstaltungen.

Für die Basis-Qualifikation wie z.B. der prinzipielle Umgang mit den Office-Anwendungen ist der Trend eindeutig der Einsatz von eLearning.


Die Präsenzveranstaltungen werden entweder komplett gestrichen oder über zeitlich reduzierte Blended-Learning-Maßnahmen ersetzt. Teilweise ist auch zu erkennen, dass die Unternehmen den Mitarbeitern hier nur noch die Selbstkernmedien zur Verfügung stellen, die dann außerhalb der Arbeitszeiten durchzuarbeiten sind.
Somit verlagert sich die Basisqualifizierung immer mehr auf die Berufsschulen oder das Studium.


Die Gefahr liegt allerdings darin, dass Mitarbeiter, die die Bedienung von Word 97 vor acht Jahren erlernt haben nach wie vor auf diesem Stand ihr neuestes Word-Release bedienen und die arbeitserleichternden Funktionen gar nicht kennen. Einige Unternehmen gehen inzwischen den Weg, dass sie Mitarbeiter rollenspezifisch für den effizienten und zeitsparenden täglichen Umgang mit dem PC qualifizieren.


Dies geschieht über Training on the Job oder sehr modulare Trainingskonzepte, die in Einheiten von 1,5 Stunden einzelne Themenblöcke behandeln wie z.B. die Seriendruck-Funktion bei Word. Unterstütz werden diese Maßnahmen durch hochwertige Online-Tests, die z.B. durch Aufgabenstellung in der Echtanwendung die Zielerreichung in Abhängigkeit der benötigten Zeit zertifizieren.

Gab es in den vergangenen Jahren maßgebliche Veränderungen bzgl. Didaktik, Aufbereitung, Trainingskonzepten?


Jörg Ploski: Ja, die Entwicklung im eLearning lautet: "Weg von den kompletten Curriculas mit 100 Lernstunden hin zu rollenspezifisch und zielgruppenadäquaten Kursen". Hier kommt insbesondere der Einsatz von Learning Management Systemen zum Tragen, die über intelligente Suchfunktionen und über die Möglichkeit, zielgruppenbezogen die relevanten Lerninhalte zu Kursen zu strukturieren verfügen. Dadurch können unterschiedliche Lerntypen und Vorwissensstände ideal aufgefangen werden.


Die Anforderungen an den eigentlichen eLearning-Content lautet: Möglichst granular und praxisbezogen. Die Qualität des Inhalts zeichnet sich dabei durch Mediendidaktik und Verständlichkeit aus. Nachdem in den letzten Jahren der Trend hin zu preisgünstigen "Rapid Learning-Content" ging können wir eine deutliche Kehrtwende hin zu qualitativ hochwertigen WBT-Kursen, die intelligent IT_Anwendungswissen mit erklärenden Prozess-Zusammenhängen verknüpfen, feststellen. Dadurch wird ein deutlich höherer Grad des Wissenstransfers sichergestellt.

Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Jahren im IT-Trainings-Bereich gesammelt und welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?


Jörg Ploski:

  • Weg vom Standard hin zu rollenspezifischen Inhalten.
  • Weg vom reinen Präsenztraining hin zu zielgruppenadäquaten Blended-Learning-Konzepten.
  • Weg von Alibi-Veranstaltungen hin zu nachhaltigen Maßnahmen mit Messung des Lernerfolgs.
  • Weg von der Systembedienung hin zu Prozesswissen und die Verknüpfung von methodischem und System-Wissen.

Welche Ansprüche stellen IT-Trainings-Kunden heute?


Jörg Ploski: Der Kunde erwartet vermehrt intelligente Lösungen aus einer Hand. Durch die Forderung nach abgestimmten Medien und Methoden können Anbieter wie die Know How! AG den Kunden einen Mehrwert gegenüber den reinen eLearning-Produktanbietern oder reinen Schulungshäusern geben. Wenn sich Trainings- und mediendidaktische Kompetenz mit der technologischen Erfahrung im Bereich LMS und Autorentool verbindet und auch noch die Erstellung der Unterlagen und die Projektkommunikation angeboten werden hat der Kunde die Sicherheit, dass alle Maßnahmen optimal aufeinander abgestimmt sind.


Neben dem reinen inhaltlichen Angebot achten Kunden, geradewenn es um zeitkritische Projekte geht, immer stärker auf die Verlässlichkeit und das professionelle Projektmanagement Ihres Dienstleisters.

Wie schätzen Sie den IT-Schulungsbedarf und seine Abdeckung in den nächsten Jahren ein?


Jörg Ploski: Der Schulungsbedarf ist aus der Talsohle der letzten sechs Jahre wieder auf dem Weg zu einem realistischen und gesundem Niveau. Tiefgreifenden Release-Wechsel wie z.B. die Umstellung auf Vista / Office 2007 werden in den nächsten Monaten zu überdurchschnittlich hohem Qualifizierungsbedarf führen.


Das Stichwort "Personalisierung" wird sich wird sich auch im IT-Schulungsbedarf weiter durchsetzen. Gerade der Einsatz von intelligenten Online-Tests zur Ermittlung des Lernbedarfs einzelner Personen und als Zertifizierungssystem wird an Bedeutung gewinnen.


Die Abdeckung am Markt ist gesättigt. Durch eine Konsolidierung der IT-Trainingsanbieter in den letzten Jahren haben sich die führenden Anbieter weiter gefestigt.