Compliance-Spezialist

Immer mehr Unternehmen handeln proaktiv

Berlin, April 2012 - (von Prem Lata Gupta) Compliance ist selbst für Mittelständler kein Fremdwort mehr. Und Deutschland steht in diesem Bereich - bezogen auf das europäische Ausland - gar nicht schlecht da. Das bekräftigt Patrick Illing, Communication Manager der digital spirit GmbH. Das Berliner Unternehmen hat sich als Anbieter von eLearning-Lösungen zunehmend spezialisiert und bietet inzwischen mehr als 50 Module zum Thema Compliance an. Wichtig sei, das Bewusstsein für richtiges Handeln dauerhaft zu schärfen. Deshalb sind Refresher und Wiederholungslehrgänge kein Luxus, so Illing.




Wie steht Deutschland denn im internationalen Vergleich da, spielen wir bei Compliance im Mittelfeld oder sind wir besser?

Patrick Illing: Natürlich sind die USA weiter, weil es die entsprechenden Skandale als Compliance-Trigger einige Jahre früher gab - denken wir an Enron. Aber im Vergleich zu anderen EU-Staaten belegt Deutschland bestimmt einen der vorderen Plätze - im positiven Sinne. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt sich aktuell am Beispiel von Österreich. Dort bewegt unter anderem der Telekom-Austria-Skandal derzeit die Gemüter. Und es wirkt so, als ob unsere österreichischen Nachbarn in puncto Compliance deutlichen Nachholbedarf haben.

Wie verhält es sich denn, wenn Sie einen international agierenden Kunden haben? Muss die von Ihnen erarbeitete Compliance-Schulung dann nicht für jede Länderniederlassung angepasst werden?

Patrick Illing: Hier gibt es auf Kundenseite zwei Lager. Die einen lassen die Trainings nur übersetzen und geben damit weltweit einheitliche Regeln vor. Andere lassen auch lokale Gegebenheiten in Sprach- beziehungsweise Länderversionen einfließen. Dann arbeiten wir direkt mit den Verantwortlichen der jeweiligen Länder zusammen.

Was ist denn der größte Treiber, wenn Unternehmen anfangen, sich um Compliance zu kümmern? Interne Vorkommnisse oder Fehlverhalten bei anderen Organisationen, das plötzlich publik wird?

Patrick Illing: Wenn andere Unternehmen aus derselben Branche ins Visier der Strafverfolger geraten, hat dies allerdings Effekte. Da kann schon der Drang aufkommen, bei sich selber genauer hinzusehen. Wenn es intern bereits Vorkommnisse gegeben hat, geht es um Angst vor Strafe bzw. darum, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Man will seinen guten Ruf bewahren, weil Kunden abspringen könnten. Oder weil man bei öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen werden könnte.

Sich um Compliance zu kümmern, ist doch aber nicht wirklich sexy, oder? Wer seine Sales Teams schulen lässt, hofft auf bessere Umsätze. Aber ein ähnlicher, direkter Effekt lässt sich doch durch das Einhalten von Regeln nicht erzielen...

Patrick Illing: Die Einstellung, dass man sich in der Defensive fühlt und widerwillig denkt, etwas unternehmen zu müssen, ändert sich gerade. Unternehmen werden proaktiv tätig und wollen gerade auch die Botschaft kommunizieren: "Unser Unternehmen ist sauber". Umgekehrt kann es sehr viel teurer sein, nicht in Compliance-Schulungen investiert zu haben. Das ist unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten beinahe fahrlässig.

Denn wegen gesetzeswidriger Absprachen sind gerade in den letzten Jahren von den Gerichten mehrmals Strafen in zwei- oder gar dreistelliger Millionenhöhe verhängt worden - Stichwort Gewinnabschöpfung. Dazu kommt, dass Aufsichtsräte und Vorstände haftbar gemacht werden können: Wer seine Mitarbeiter nicht instruiert, sich an Gesetze und Regeln zu halten bzw. dies nicht nachweisen kann, hat seine Aufsichtspflicht verletzt.

Ist Compliance inzwischen der größte Umsatzbringer im Portfolio von digital spirit?

Patrick Illing: Ein klares Ja. Wir haben uns im Verlauf von inzwischen zehn Jahren mehr und mehr darauf konzentriert. Deshalb sehen wir uns auch kaum mehr als eLearning-Agentur, sondern als Spezialisten für eine Vielzahl von Lösungen rund um das Thema Compliance. Durch die intensiven Vertriebs- und Marketinganstrengungen haben wir in den letzten Jahren eine extrem hohe Präsenz in den Köpfen der Zielgruppe erreicht. Wir befinden uns im ständigen Dialog mit den Compliance-Verantwortlichen, etwa auf Fachkonferenzen. Dieses Engagement zahlt sich aus.

Was würden Sie außerdem als die Erfolgsfaktoren von digital spirit bezeichnen?

Patrick Illing: Das schlagkräftigste Argument ist und bleibt natürlich die fachliche und didaktische Qualität der Produkte - und überhaupt die Verfügbarkeit von umfangreich anpassbaren Produkten. Wir haben inzwischen sehr viel Expertise im eigenen Haus oder durch Fachautoren und Partner abgedeckt - auch über eLearning hinaus. Die Unternehmen können sich darauf verlassen, dass sämtliche inhaltlichen Angaben stimmen und dass alles abgedeckt ist, was ihre Belange angeht.


Um dies zu gewährleisten, stehen unsere Fachautoren, wie beispielsweise spezialisierte Rechtsanwälte aus Kanzleien, jeweils in einem engen Dialog mit den Praktikern aus den Unternehmen. Außerdem bieten wir mit EnTras® eine Lernplattform via SaaS, die speziell auf die Anforderungen von Compliance-Training zugeschnitten ist - Stichwort Reporting und Datenschutz.

Ob der Transfer in den Arbeitsalltag gelingt, ist damit aber immer noch nicht sichergestellt...

Patrick Illing: Compliance ist kein Thema, mit dem man sich einmal beschäftigt und es dann abhakt - ganz im Gegenteil, es muss nachhaltig im Bewusstsein verankert sein. Man muss die Leute bei der Stange halten. Wir raten unseren Kunden deshalb, Refresher oder Wiederholungskurse einzuplanen.


Natürlich wäre es für den Nutzer ermüdend, immer wieder dasselbe Programm durchspielen. Eingesetzt werden deshalb einzelne Fallstudien, Kurz-WBTs oder auch quiz-artige Tests - wie überhaupt die Inhalte heute meist anders verpackt sind als bei den ersten WBTs zum Thema Compliance vor einigen Jahren. Mehr und mehr Einzug halten auch Videosequenzen oder Stories, sogar als Comic-artige Darstellungen. Auch ein ernstes Thema lässt sich abwechslungsreich aufbereiten.