Subjekt des Lernens

Pflichtschulungen: Wie man Motivation trotz Zwang erzeugt

München, September 2025 - (von Franziska Melzig, Fischer, Knoblauch & Co.) Pflichtschulungen genießen ungefähr denselben Beliebtheitsgrad wie die Zahnsteinentfernung: Alle wissen, dass sie wichtig sind, niemand freut sich darauf. Dennoch bleibt die Frage: Wie kann man Menschen motivieren, wenn die Teilnahme eben nicht freiwillig ist?

Motivation unter Zwang – ein Widerspruch?

Die Säulen der Erwachsenenbildung (Andragogik) betonen: Erwachsene lernen zielorientiert, problemzentriert und mit einem gewissen "Was-habe-ich-davon?"-Reflex. Wenn also der wahrgenommene Nutzen gering ist ("Schon wieder Datenschutz, ich klick mich durch"), sinkt auch die Motivation.

Aus lernpsychologischer Sicht spielen zwei Faktoren eine Rolle: Einmal die Relevanz, zum anderen die Emotion. Inhalte müssen im Alltag anwendbar und bedeutsam – eben relevant - sein. Dazu kommt: Was emotional aktiviert, bleibt eher hängen, egal ob durch Humor, Betroffenheit oder die eine Portion makabren Realismus.

Die Freude der Wahl

Menschen (egal ob kleine oder große) sind nicht gern Objekte einer Pflichtveranstaltung, sondern möchten Subjekt ihres Lernens sein. Eine einfache Möglichkeit: Wahlmöglichkeiten einbauen.

Beispielsweise können Mitarbeitende wählen, wie sie den Kurs absolvieren – als kompaktes Lernmodul, interaktive Fallstudie oder kurze Micro-Learning-Häppchen. Schon die bloße Illusion von Wahlfreiheit ("Sie dürfen aussuchen, auf welche Art Sie Ihre 90 Minuten absitzen… ähm investieren") kann Motivation spürbar erhöhen.

Wer Lernangebote differenziert, erhöht die Chance, dass sie als sinnvoll erlebt werden. Das kann so aussehen:

  • Rollenbasiert: Führungskräfte erhalten andere Schwerpunkte (z. B. Umgang mit Meldungen) als Mitarbeitende im operativen Bereich
  • Kompetenzbasiert: Erfahrene Mitarbeitende können ein kurzes Selbsttest-Quiz bestehen und direkt ins Vertiefungsmodul springen, statt bei den Grundlagen zu beginnen
  • Formatvielfalt: Manche bevorzugen interaktive Simulationen, andere komprimierte Lernkarten oder Videos – Hauptsache, die Pflicht wird nicht zur Einheitssoße

Wie Pflichtschulungen Leben retten können – buchstäblich

Doch auch der Schulungston macht die Musik. Immer öfter wollen Lernende eben nicht mit harten Fakten berieselt werden, sondern unterhalten. Nehmen wir ein Beispiel: die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Die Formel "30 Kompressionen, 2 Beatmungen" können viele noch reproduzieren. Doch in Stresssituationen bricht das abstrakte Wissen oft zusammen. Nachhaltig lernen heißt, Informationen so zu verankern, dass sie abrufbar bleiben, wenn es wirklich zählt.

Und hier kommt der Humor ins Spiel – oder in diesem Fall, die makaber ausgewählte Musikbeispiele. Studien zeigen, dass sich die richtige Frequenz für Herzdruckmassagen (ca. 100–120 Beats per Minute) am besten mit Songs einprägt, die dieses Tempo haben. Einige Klassiker:

  • "Stayin’ Alive" (Bee Gees) – der Titel allein liefert schon die passende Eselsbrücke
  • "Atemlos" (Helene Fischer) – je nach Perspektive eine bittere Ironie, aber rhythmisch durchaus brauchbar
  • "Highway to Hell" (AC/DC) – nun ja… man sollte hoffen, dass der Patient die Richtung noch einmal überdenkt – und die Fachabteilung den passenden dunklen Humor mitbringt

Solche Beispiele sind mehr als Witze. Sie aktivieren Emotionen, erzeugen Schmunzeln und verankern Wissen dort, wo es im Ernstfall gebraucht wird. Pflichtschulungen können damit vom lästigen Muss zum potenziell lebensrettenden Aha-Moment werden. Oder anders gesagt: Manchmal rettet nicht die Paragrafentreue, sondern der richtige Beat das Leben.

Wenn das Lernsystem sichtbar macht, dass nicht alle dasselbe durchlaufen müssen, sondern dass Vorerfahrungen anerkannt werden, steigt der Respekt vor der Schulung (und da sehen wir wieder die Säulen der Andragogik: Vorerfahrungen).

Fazit

Seien wir ehrlich: Pflichtschulungen sind selten ein Fest für die Lernenden. Doch mit den richtigen didaktischen Kniffen lassen sich Motivation und Nachhaltigkeit deutlich steigern. Entscheidend sind Relevanz, Differenzierung und Emotion.