Neue Ergebnisse der mmb-Blitzumfrage
Essen, Mai 2020 - Die erste Auswertung der Corona-Blitzbefragung des mmb Instituts von 64 eLearning-Unternehmen hat gezeigt, dass sich für etwa die Hälfte der Anbieter bei der Entwicklung des Umsatzes wenig ändert. 25 Prozent verzeichnen eher rückläufige Umsätze und 27 Prozent profitieren von der Corona-Krise. Wer zählt zu den Unternehmen, die von der Krise besonders profitieren? Und welche Hindernisse stehen entgegen, dass es nicht (noch) besser läuft?
Junge Unternehmen und reine Online-Anbieter verzeichnen Umsatzzuwächse
Im Rahmen der Anonymisierung der Befragungsdaten hat das mmb Institut unter anderem geprüft, ob es sich bei den Teilnehmern um ein kleines oder großes Unternehmen (mit mehr als 50 Mitarbeitenden) handelt, wann es gegründet wurde (Unternehmen mit einer Gründung nach 2014 zählen hier als "junges Unternehmen") und bei welchen Unternehmen das Geschäft ausschließlich Online-Produkte und -Services umfasst. Diese Angaben wurden in den anonymisierten Datensatz übernommen.
Reine Online-Unternehmen, beispielsweise Produzenten von Trainingsvideos, von Webinar-Lösungen oder Web Based Trainings, sind erwartungsgemäß besser aufgestellt, um der Corona-Krise zu trotzen oder den mit dem Lock-Down verbundenen Umständen sogar noch Positives abzugewinnen. So ist die Umsatzentwicklung bei den 17 befragten reinen Online-Anbietern deutlich positiver als bei den Befragten insgesamt. 41 Prozent verzeichnen hier höhere Umsätze, nur sechs Prozent Umsatzrückgänge. Die Corona-Krise mit ihren Kontaktverboten bringt es mit sich, dass Formen der Präsenzlehre, z.B. Blended Learning, aber auch Virtual Reality-Vorführungen, schlechtere Chancen auf dem Markt haben.
Noch positiver als bei den reinen Online-Unternehmen stellt sich die Situation für die 14 befragten "jungen Unternehmen" dar, von denen sich sogar die Hälfte auf der Gewinnerseite sieht, bei denen aber auch 29 Prozent Umsatzverluste beklagen. Offensichtlich begünstigt die Corona-Krise gerade junge EdTech-Unternehmen mit ihren neuen Ideen und Geschäftsmodellen, weil viele potenzielle Kunden auf der Suche nach neuen Lösungen für ihre Lernprobleme sind und so auch auf weniger bekannte Anbieter stoßen. Doch bei Startups ist auch das Risiko größer, mit diesen Ideen zu scheitern.
Für große eLearning-Anbieter ändert sich wenig
Die 18 befragten großen Unternehmen der digitalen Bildungswirtschaft mit mehr als 50 Mitarbeitenden zeichnen sich in der Krise durch Beständigkeit aus – ähnlich wie bei den Befragten insgesamt erfährt die Hälfte von ihnen (50%) allenfalls geringe Umsatzsteigerungen oder Einbußen. Der Anteil der "Umsatzgewinner" liegt mit 33 Prozent etwas höher als bei allen Befragten zusammen.
Für die "Elefanten" in der Branche stellt sich also das Krisengeschäft solide bis positiv dar. Diese Entwicklung ist allerdings nur für wenige von ihnen ein Anlass, mehr Personal einzustellen (13%). Neue Mitarbeitende suchen hingegen die reinen Online-Unternehmen (47%) und die "jungen Unternehmen" (46%) – dort liegt der Anteil deutlich höher als in der Branche insgesamt (21%).
Vorteile durch Kunden mit Nachholbedarf
Macht es einen Unterschied, welchen Kundenkreis man mit Produkten und Services anspricht?
Wie die Befragung zeigt, haben in Krisenzeiten solche Unternehmen Vorteile, die Kunden mit besonders großem Nachholbedarf ansprechen. Überproportional mehr Umsatz generieren z.B. Unternehmen, die sich an Weiterbildungsakademien (43%) und Schulen (56%) wenden, wobei nur neun Befragte den Markt "Schule" bedienen.
Die Anbieter mit Schwerpunkt Corporate Learning – und das sind in unserer Befragung mit 46 Befragten die meisten – liegen eher im Mittelfeld mit einem gleichbleibenden Umsatz (59%). Nur 19 Prozent verzeichnen hier Umsatzrückgänge, was wohl auf das kontinuierliche Geschäft mit den Bestandskundenunternehmen zurückzuführen ist.
Unzureichende Ausstattung und geringere Auftragsbereitschaft als Markthindernisse
Dass bei weitem nicht alle Unternehmen zur Zeit steigende Umsätze melden, hängt auch an den Herausforderungen, die die Nachfrage einschränken. 46 der insgesamt 64 Befragten äußerten sich hierzu ausführlich in einer offenen Frage.
Die Befragten haben die Gelegenheit nicht nur genutzt, um sich über Probleme mit den Voraussetzungen bei ihren Kunden oder mit Rahmenbedingungen auszulassen. Sie waren auch durchaus selbstkritisch: 56 Prozent der Anbieter nennen (auch) Hindernisse im eigenen Hause.
Welche Hindernisse werden am häufigsten erwähnt? Spontan nannten 29 Prozent der Befragten Probleme mit der Ausstattung als größtes Markthindernis. Hier beklagen die Anbieter mit Corporate-Kunden u.a. die „Fehlende Bandbreite, fehlende Ausstattung in den Unternehmen und mangelnde Infrastruktur“.