"Zukunft Deutschland 2050" 

VDI fordert Zukunftskompetenzen für den Ingenieurberuf

Düsseldorf, Oktober 2025 - Mangelnder Technik-Nachwuchs, Fachkräftemangel in vielen Bereichen, zu geringer Frauenanteil oder Abwanderung ins Ausland gehören zu den gängigen Meldungen zum Ingenieurbereich in Deutschland. Der VDI hat sich im Rahmen der Initiative "Zukunft Deutschland 2050" mit dem Thema Qualifikation im Ingenieurberuf befasst. 

Nur mit modernen Curricula, innovativen Lehrmethoden und einer stärkeren Verzahnung mit der Industrie kann Deutschland die dringend benötigten Fachkräfte für Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gewinnen und zukunftsfähig ausbilden. Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit steht insgesamt auf dem Prüfstand. Zukunftstechnologien und technische Innovationen kommen zunehmend aus den USA oder China. Um mithalten zu können, braucht Deutschland weiterhin eine hohe Zahl technischer Fachkräfte. Gleichzeitig werden viele Baby-Boomer in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.

Die Demografie arbeitet gegen Deutschland und deutsche Universitäten verabschieden jährlich nur 90.000 bis 100.000 junge Ingenieurinnen und Ingenieure. Debatten über Hochschulfinanzierung, mangelnde Lehrkapazitäten und geringe Sichtbarkeit im internationalen Spitzenfeld trüben das Bild zusätzlich, obwohl die deutsche Ingenieurausbildung sich international eines hohen Ansehens erfreut.

"Die Ingenieurausbildung ist auf einem hohen Niveau in Deutschland. Wir dürfen jedoch nicht an alten Curricula festhalten. Kompetenzen aus Technologiefeldern wie Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Methodenkompetenzen, z. B. im Bereich des interdisziplinären Arbeitens, müssen fester Bestandteil der Hochschullehre in unserem Land werden", erklärt VDI-Direktor Adrian Willig in Düsseldorf. Flexibilität und Soft Skills spielen mittlerweile eine große Rolle. Das belegt auch die Umfrage "Innovation@Risk" unter den VDI Young Engineers.

Knapp 50 Prozent der befragten Studierenden und Young Professionals sind mit dem Anteil der erlernten Soft Skills im Studium unzufrieden. Zu den als wichtig erachteten Fertigkeiten zählen Kommunikationsfähigkeit, Zeitmanagement, Präsentationsfähigkeit sowie interdisziplinäres Denken und Arbeiten. Das Fazit: Die Anforderungen des Studiums werden dem rasanten technischen Wandel nicht gerecht.

Qualifikation der Zukunft: VDI präsentiert Handlungsempfehlungen

Um den Herausforderungen aktiv zu begegnen, hat der VDI das Papier "Impulse zur Bildung und Qualifikation der Zukunft" erarbeitet. Darin sind als konkrete Schritte zur Sicherung der Ingenieurausbildung der Zukunft genannt:

  • Zukunftskompetenzen systematisch verankern: Ausbau interdisziplinärer Studienmodelle, Integration von KI- und Digitalisierungsthemen sowie Anerkennung von Microcredentials im Zuge von Weiterbildung und lebenslangem Lernen.
  • Innovative Lehrmethoden fördern: Einsatz von KI-gestütztem Lernen, Augmented Reality und virtuellen Laboren, kombiniert mit praxisnahen Formaten wie Challenge Based Learning. Lernen durch praxisbezogene Herausforderungen fördern.
  • Kooperation zwischen Hochschulen und Wirtschaft stärken: Bedarf der Unternehmen muss schneller in die Studieninhalte einfließen, um Absolventen und Absolventinnen optimal auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
  • Fachkräftemangel gezielt gegenwirken: Mehr Studierende für Ingenieurfächer gewinnen, Frauenanteil erhöhen und internationale Talente langfristig binden.

"Mit den richtigen Kompetenzen sichern wir nicht nur die Innovationskraft Deutschlands, sondern auch die wirtschaftliche Stärke unseres Standortes", betont Prof. Antonia Kesel, Vorsitzende des Berufspolitischen Beirates des VDI. "Wir brauchen dringend Tempo bei der Transformation der Ingenieurausbildung und der Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft."