LEARNTEC-Messe

Die eLearning-Branche atmet auf

Karlsruhe, Februar 2011 - (von Kirsten Seegmüller) Einige Jahre lang hatte die LEARNTEC mit ihrem Image zu kämpfen und wurde dabei mehr als einmal totgesagt. Mit dem neuen Messekonzept nach dem Führungswechsel hat sie sich 2011 wieder stabilisiert. Die angekündigte verstärkte Verzahnung von Kongress und Messe greift und sorgt für mehr Bewegung. Die Aussteller sind durchweg zufrieden mit der Messe und den Kontakten.




Bisher brauchte die LEARNTEC ein wenig Anlaufzeit - der erste Tag war eher ruhig - doch in diesem Jahr waren schon kurz nach der Eröffnung die Stände gut besucht. "Der Dienstag war ein richtig guter Tag", sagt VIWIS-Marketingmanagerin Claudia Otto, "die Besucher waren gut vorbereitet und haben qualifizierte Fragen gestellt. Die Unternehmen wissen inzwischen sehr genau, was sie wollen." Und viele Projekte seien bereits konkret geplant.


Auch Jörg Geulen, Marketingleiter bei TTS, hatte am Stand viel zu tun: "Das lag sicher daran, dass die Keynotes in der Messehalle gehalten wurden". Die meisten Standtermine hat er zwar schon im Vorfeld vereinbart, "aber trotzdem hat sich die Anzahl der Kontakte seit 2010 fast verdoppelt". Die Krisenstimmung ist also auch in der eLearning-Branche vorbei. Da die Gesamtzahl der Aussteller jedoch übersichtlich ist, hat er beobachtet, dass etliche Besucher nur noch einen Tag auf der Messe verbringen.


Time4you hatte im vorigen Jahr seine Messe-Präsenz ausgesetzt, war in diesem Jahr aber wieder dabei. "Wir bekommen weiterhin viele Anfragen zur Einführung von eLearning", erklärte Vertriebsleiterin Christina Neuhoff, "es ist kaum zu glauben, aber 50 Prozent der Unternehmen haben immer noch kein eLearning im Einsatz." Auch über Trainingsmanagement und Bildungscontrolling hat sie mit den Fachbesuchern gesprochen. "Manche sind unzufrieden mit ihrem aktuellen System und wollen auf eine neue Technologie umsteigen." In den Gesprächen waren zwar die Kosten immer noch ein Faktor, "aber es kam keiner zu uns, dessen eLearning-Budget noch nicht genehmigt war". Die höhere Nachfrage spürt sie schon seit Herbst 2010.


Ein Problem und eine Chance gleichermaßen für die Aussteller ist die Diversifizierung der Bildungsmessen - von der Zukunft Personal über den DGFP bis hin zur KnowTech gibt es inzwischen ein gutes Dutzend Veranstaltungen, die sich ebenfalls eLearning auf die Fahnen schreiben. "Der Trend geht zu kleinteiligeren, regionalen, branchen- und zielgruppenspezifischen Veranstaltungen", sagt Wolfgang Kraemer, Vorstandsvorsitzender der imc AG. Von der LEARNTEC allein könnte sein Unternehmen nicht leben: "Wir müssen die Kunden mehrfach im Jahr ansprechen." Für die Lernplattform sei die LEARNTEC die richtige Adresse, aber Talent Management stellt er lieber bei HR-Messen vor. "Performance Support zeigen wir auf der Cebit und bei Helpdesk-Veranstaltungen", so Kraemer. Für Themen rund um den Content müsse man auch auf Buchmessen präsent sein.


Für das Unternehmen, das 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland generiert, sind die Pendants in London und Paris natürlich ein Muss. "Bei der LEARNTEC sind nach zehn Jahren die Hälfte der Aussteller und Besucher weg", konstatiert er, "das heißt aber nicht, dass sie weniger interessant ist, sondern das liegt vor allem an den vielen Fusionen und Übernahmen."

Fazit: Es hat sich gelohnt


Jörg Geulen ist froh, dass die Konsolidierung abgeschlossen ist. "Es tut der Messe gut, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen." Das neue Führungsteam habe einen guten Start hingelegt: "Auf diesem Grundstein muss man nun aufbauen." Dazu dürften aber die Ausstellerzahlen keinesfalls sinken.


Mit der Quantität und der Qualität der Kontakte ist Neuhoff zufrieden - obwohl die Halle selbst zu Stoßzeiten nicht voll war. "Das lag sicher auch an den Vorträgen in den Foren." Ihrer Ansicht nach seien die Podien durch ihren Umzug vom Foyer in die Halle aufgewertet worden.


Claudia Otto war positiv überrascht, dass Jochen Georg - früherer LEANRTEC-Projektmanager - nun als Teamleiter wieder an Bord ist. Die Organisation und Kommunikation der Messe hält sie für besser als bei anderen Messen. "Bei der Cebit beispielsweise wechselt das Team jedes Jahr, und keiner weiß Bescheid." Bei der LEARNTEC fühlt sie sich gut aufgehoben: "Da stellt sich jeder vor."


Wolfgang Kraemer vergleicht die LEARNTEC mit einem Gebrauchtwagen, der seinen Dienst getan und seinen Zweck erfüllt hat, der immer noch läuft, und den man liebgewonnen hat. Er meint das überhaupt nicht negativ: "Die LEARNTEC ist grundsolide." Er würde sie - um im Bild zu bleiben - einem chicen Rennwagen vorziehen.


So bricht sich Nostalgie Bahn, wenn der eine oder andere Aussteller dem alten Standort nachtrauert. "Der Festplatz bot die passende Atmosphäre, da war die LEARNTEC noch eine Institution", sagt imc-Vorstand Frank Milius. Auch Claudia Otto findet: "Die Kombination von Messe und Kongress war in der Stadt besser gelöst." Warum die einen die dichte Atmosphäre eines gewachsenen Standorts und die anderen eine professionelle Messeumgebung bevorzugen, ist wahrscheinlich ebenso wenig zu beantworten wie die Wahl zwischen Stammkneipe und Nobelrestaurant.


Zum Kongress



Zeit für den Kongress hatten die meisten Aussteller nicht. "Ich nehme es mir jedes Jahr vor, aber dann reicht es doch nur für die Foren in der Halle", gibt Claudia Otto zu. Jörg Geulen kritisiert, dass Aussteller die vollen 490 Euro für den Kongress zahlen müssen. "Das sollte man ändern." Zudem hätten drei seiner Kunden unabhängig voneinander die hohe Diskrepanz zum Preis für Hochschulen (190 Euro) bemängelt. "Wenn Studenten weniger zahlen, ist das gerechtfertigt, aber für viele kleine Unternehmen ist dieser Eintrittspreis ein stattlicher Betrag."