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Klett steigt bei Athemia aus

Stuttgart, Juni 2004 - Die Athemia GmbH hat am 8. Juni Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stuttgart gestellt (AZ: 9IN660/04). Vorausgegangen war die strategische Entscheidung der Klett Gruppe, die Beteiligung an ihrer eLearning-Tochter nicht mehr weiterzuführen. Die in der Schweiz tätige Athemia AG wird von der Kalaidos-Gruppe weitergeführt. Über die Zukunft der deutschen Athemia GmbH wird derzeit verhandelt. Laut Geschäftsführer Soenke Petersen wird es wohl zur Abwicklung kommen.




Der Ausstieg der Klett Gruppe kam überraschend. "Gerade in den letzten Monaten hat die Nachfrage angezogen", erklärt Petersen. Der Markt sei umkämpft, aber die Lage des eLearning Fullservice-Anbieters keineswegs aussichtslos. "Wir haben Aufträge und stehen in vollem Produktionsbetrieb. Die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch, was uns viele Folgeaufträge beschert hat." Durch den Ausstieg der Klett Gruppe sei aber die langfristige Zahlungsfähigkeit nicht mehr gesichert. Der Gang zum Insolvenzrichter war unvermeidbar.


"Der Markt ist momentan nicht so, dass wir unsere Ziel erreichen konnten", so Dr. Unkelbach, Verantwortlicher der Klett Gruppe für die Beteiligung an der Athemia Gruppe, über die Gründe für den Rückzug. "Das Investment ist uns zu groß geworden. Die Investmentperiode ist zu lang und der Markt nicht aufnahmefähig genug für den eLearning-Content der Athemia, die hauptsächlich für Finanzdienstleister und den Einzelhandel entwickelt hat." In Zukunft will man sich bei Klett in Sachen eLearning auf die eigenen Stärken konzentrieren. Unkelbach: "Für das Thema Sprachelernen, vorwiegend Englisch, sind wir weiter sehr zuversichtlich, weil der Wettbewerb hier nicht so eng ist."


Derzeit laufen intensive Gespräche mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Leicht. Klar ist, dass der zweite Investor, die Schweizer Kalaidos-Gruppe, die hauptsächlich in der Schweiz tätige Athemia AG weiterführen wird. Am Deutschland-Geschäft haben die Eidgenossen aber kein Interesse. "Es ist zu schwierig, deutsche Kunden von der Schweiz aus zu betreuen", erklärt Petersen. Der deutschen Athemia GmbH droht damit die Abwicklung. Ein Kaufinteressent ist wegen Haftungsfragen in letzter Sekunde wieder abgesprungen. Petersen: "Es zeichnet sich ab, dass der Geschäftsbetrieb in der jetzigen Form nicht aufrechterhalten wird."


Geschäftsführung und Mitarbeiter planen bereits für die Zukunft. "Gespräche mit unseren Kunden zeigen, dass 80 bis 90 Prozent großes Interesse an der Fortführung der Zusammenarbeit in einer neuen und stabilen Konstruktion haben. Wir arbeiten an einem Neunfang in netzwerkartiger Struktur gegebenenfalls unter dem Dach einer renommierten Bildungseinrichtung", so Petersen. Kunden und Interessenten haben darauf schon positiv reagiert. Bis zur Umsetzung wird es allerdings noch etwas dauern.


Mit der tatsächlichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens rechnet Petersen nicht vor August bzw. September. Bis dahin werden zugesagte Leistungen erbracht.