Lernprogramme als Top-Seller für Nintendo DS
Berlin/Grossostheim, August 2009 - Wenn sie schon so gerne mit ihrem Nintendo DS daddeln, warum sollten Kinder dabei nicht auch lernen? Mit dieser strategischen Überlegung ist Cornelsen als Bildungsanbieter eine Partnerschaft mit HMH, Spezialist für Entertainment-Produkte, eingegangen. Das Potenzial an Kunden ist riesig: Allein im Jahr 2008 wurden zwei Millionen Geräte in Deutschland verkauft, etwa die Hälfte der Nutzer sind zwischen zehn und 15 Jahre alt.
Das neue Produkt heißt Cornelsen-Trainer: Ab September können Fünft- und Sechstklässler nun mit diesem Lernprogramm Mathe und Englisch üben. Zielgruppe sind Realschüler und Gymnasiasten.
Dies ist für Dr. Carsten Kindermann, Redaktionsleiter Digitale Medien bei Cornelsen, durchaus logisch: "Der DS ist das Gerät der Kinder und fester Bestandteil ihrer Lebenswelt." Und weil sich der Nachwuchs bekanntermaßen unermüdlich mit seiner Spielkonsole beschäftigt, "würden viele Eltern es begrüßen, wenn die Kinder ähnlich viel Zeit und Engagement fürs Lernen aufbrächten." Für ihn ist wichtig, dass der Nintendo mit Sprach- und Schrifteingabe die notwendigen Interaktionsformen für qualitativ hochwertige Lernsoftware auch auf einem Handheld ermöglicht.
Auch Dr. Thomas Völcker, Geschäftsführer von HMH, hält die neue Verbindung mit Cornelsen für sinnvoll. "Der Nintendo DS ist für viele Kinder der erste Computer." Die konsequente Trennung von Bildung und Unterhaltung im traditionellen Sinn sei hinderlich. Vielmehr zähle, dass zum Beispiel "die Lernbereitschaft von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Videospielen sehr hoch ist. Der DS ist ein Medium, dass sie aus ihrer Freizeit kennen und voll akzeptieren."
Aus dem Cornelsen Verlag heißt es, man wolle sich ein "neues Standbein" aufbauen. Denn bei den oben genannten Produkten soll es nicht bleiben, als nächstes folgt Anfang 2010 Englisch für die 7./8. Klasse. Bereits vor der Partnerschaft gab es - teilweise hochgelobte - Lernsoftware für den Nintendo DS. Dazu zählt das DS-Lernspiel "English Buddy", entstanden in einer Kooperation von Pons und Braingame.
Wettbewerber wie Ubisoft oder Tivola haben ebenfalls den Schritt in dieses Segment gewagt. Doch Cornelsen geht die Sache strategisch an. Inhalte und Aufgaben sind auf die offiziellen Lehrpläne abgestimmt. Das ist ein Novum und zugleich gewichtiges Argument, denn Software und vor allem Lernsoftware kaufen nicht Kinder selbst, sondern in der Regel die Eltern. Deren Erwartungen sind hoch. Befragungen unter ihnen, aber auch Lehrern ergaben, dass 72 Prozent von ihnen glauben, dass die jungen Nutzer zumindest neugierig wären auf diese Art Produkt, 60 Prozent hoffen auf stärkere Motivation.
Damit es den Kindern nicht langweilig wird, wird zum Beispiel bei dem Sprachtrainer das Aufgabensetting in eine Story eingebettet. Dabei schlüpft der Spieler in die Rolle eines Austausch-Schülers, der nach England fährt und in der ungewohnten Umgebung zurechtkommen muss. Wer fleißig ist, hat viel zu tun: Es erwarten ihn 1.000 Sprachaufgaben in acht verschiedenen Übungstypen. Nach erfolgreich absolvierten Lektionen schalten sich automatisch Mini-Games frei. Auch ein Dual-Player-Modus ist vorgesehen, so dass Kinder auch zu zweit lernen können.
Was wenig bekannt ist: Etwa die Hälfte der Top-10-Seller für den Nintendo DS waren laut Media Control Verkaufscharts im Jahr 2008 Lerntitel. Das bestätigt die Erwartung, dass Schüler sich demnächst auf Omas Geburtstag oder während einer langweiligen Autofahrt bereitwillig ein paar Lernhäppchen zu Gemüte führen.