In Echtzeit mit KI-Systemen arbeiten
Karlsruhe/Bäretswil/Zürich, April 2025 - Dr. Daniel Stoller-Schai ist Experte für digitale Zusammenarbeit, KI-gestütztes Lernen und Transformation. Als CEO von Collaboration Design GmbH und Co-CEO des Digital Education Institute entwickelt er Strategien zur Integration von KI in Arbeits- und Bildungskonzepte. Auf dem LEARNTEC Kongress bietet er am Mittwoch, den 7. Mai von 10.45 bis 12.15 Uhr einen Workshop an, in dem es um "Live Prompting und Legal Wrap" geht.
Was ist das Wichtigste beim Live Prompting? Worauf ist vor allem zu achten?
Dr. Daniel Stoller-Schai: Live Prompting bedeutet, in Echtzeit mit KI-Systemen zu arbeiten, um sofortige Ergebnisse zu erzielen. Dabei sind zwei Aspekte besonders wichtig:
- Präzision und Klarheit: Die Prompts müssen präzise formuliert werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Je klarer die Anweisungen, desto relevanter die Resultate.
- Flexibilität und Anpassung: Die Interaktion mit der KI erfordert Anpassungsfähigkeit – je nach Ausgabe muss der Prompt gegebenenfalls direkt angepasst werden, um die gewünschten Resultate zu optimieren. Dafür gibt es aber wiederum Prompts, die das übernehmen können.
Im Workshop werden wir praktische Übungen durchführen und ein Prompting-Sheet nutzen, das dabei hilft, strukturierte und effektive Prompts schneller zu formulieren. Der Fokus liegt darauf, die Eingabeprozesse zu vereinfachen und die Teilnehmende in die Lage zu versetzen, souverän mit der KI zu interagieren.
Gibt es spezielle Themenbereiche, die besondere Vorsichtsmaßnahmen nahelegen?
Dr. Daniel Stoller-Schai: Ja, laut dem neuen EU AI Act werden KI-Anwendungen in unterschiedliche Risikokategorien eingeteilt:
- Minimales Risiko: Z. B. KI-gestützte Chatbots ohne sicherheitsrelevante Funktionen.
- Hohes Risiko: Z. B. KI in der medizinischen Diagnose, bei Kreditwürdigkeitsprüfungen oder in der Personalrekrutierung.
- Unzulässiges Risiko: Anwendungen, die die Grundrechte verletzen, wie z. B. bestimmte Überwachungspraktiken.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass je nach Einsatzbereich spezifische Maßnahmen erforderlich sind – von einer einfachen Kennzeichnungspflicht bis hin zu umfangreichen Prüf- und Dokumentationspflichten. Es wird jedoch Spielräume für Auslegungen geben, weshalb eine kontinuierliche Überprüfung der Regulierungslage wichtig bleibt.
Was ändert sich durch die neuen KI-Regulierungen der EU in der konkreten Anwendung?
Dr. Daniel Stoller-Schai: Die neuen Regulierungen werden den Fokus stärker auf die ethische Nutzung von KI lenken und klare Grenzen definieren, insbesondere bei sensiblen Anwendungen. Unternehmen müssen künftig für bestimmte Anwendungen Transparenz- und Nachweispflichten erfüllen.
Ich hoffe aber, dass der Innovationsspielraum erhalten bleibt, das ist aus meiner Sicht für den europäischen Wirtschaftsraum – und da gehört auch die Schweiz dazu – wichtig.
Europa kann sich damit aber auch als Vorreiterin für vertrauenswürdige KI positionieren – ein Vorteil für Unternehmen, die ethische Standards einhalten wollen.
Kritisch bleibt jedoch die Ausklammerung von militärischen Anwendungen, was als Widerspruch zu den ethischen Leitlinien gesehen werden kann. Insgesamt bieten die Regelungen aber einen klaren Rahmen, der Innovation und Verantwortung miteinander in Einklang bringen soll.
Macht es im Prompting einen Unterschied, mit welcher KI ich kommuniziere?
Dr. Daniel Stoller-Schai: Ja, das ist ein entscheidender Faktor. Verschiedene Large Language Models (LLMs) haben unterschiedliche Stärken, die sich aus ihren Trainingsdaten, Architektur und Zielsetzungen ergeben:
- GPT-Modelle (wie ChatGPT) sind vielseitig einsetzbar, mit Fokus auf Sprachverständnis, Kreativität und Textgenerierung.
- Claude (Anthropic) legt besonderen Wert auf Sicherheit und ethische Richtlinien.
- LLaMA (Meta) wird oft für Forschung und Open Source-Projekte genutzt, mit hohem Anpassungspotenzial.
Je nach Modell können sich also die Ergebnisse, die Interpretationen und sogar die Effizienz der Zusammenarbeit deutlich unterscheiden. Es lohnt sich daher, gezielt mit verschiedenen Modellen zu experimentieren, um das passende Tool für die jeweilige Aufgabe zu finden. Dazu gibt es auch Plattformen wie Straico, mit denen ich den gleichen Prompt parallel durch verschiedene Modelle ausführen und dann die Ergebnisse vergleichen kann.
Gibt es dazu Leitfäden, Anleitungen oder gar Kurse, an denen sich Anwender:innen orientieren können, oder macht "Übung den Meister/die Meisterin"?
Dr. Daniel Stoller-Schai: Beides spielt eine wichtige Rolle. Es gibt zahlreiche Leitfäden, Online-Kurse und Tutorials – von Einsteiger- bis Expertenniveau. Diese vermitteln die Grundlagen des Promptings, geben Best Practices vor und helfen, typische Fehler zu vermeiden. 2025 wird das Thema Agentic AI und KI Workflows wichtig. Auch da gibt es schon zahlreiche Bildungsangebote.
Der entscheidende Faktor bleibt jedoch die eigene Übung. Durch kontinuierliche Anwendung und Reflexion lernt man, wie sich die KI verhält und welche Anpassungen die besten Ergebnisse bringen.
Ein zusätzlicher Tipp: Meine bevorzuge Lernform – kollaboratives Lernen oder Peer Learning – spielt hier eine grosse Rolle: Wer regelmäßig Erfahrungen dokumentiert und sich mit anderen austauscht (z. B. in Foren oder Netzwerken), wird schneller Fortschritte machen und seinen persönlichen Stil entwickeln. Dazu ist die LEARNTEC 2025 eine wunderbare Möglichkeit.